Die Reise einer Frau durch die Sex- und Pornosucht

Eine Fixierung auf Pornos und Orgasmen, eine Reihe gescheiterter Beziehungen und ständige Affären mit Fremden, unvermeidliche Blackouts, um die Scham zu lindern – das sind Dinge, die Frauen nicht oft öffentlich erzählen, und schon gar nicht mit der Offenheit, Eloquenz und Selbstbeobachtung, die Erica Garza in „Getting Off“ einbringt.

Was diesen mutigen und fesselnden Bericht von den üblichen Elendserinnerungen unterscheidet, ist das Fehlen jeglicher auslösender Traumata jenseits der üblichen Arten von Verletzungen, die wir alle ertragen mussten, um einfach ein Mensch zu werden – sich mit der Familie auseinanderzusetzen, zu lernen, sozial zu sein, zu verstehen, was es bedeutet, sexuell zu sein. Welche Art von Gewalt oder Missbrauch Ericas Leben durch ihr Verhalten auch immer annahm, sie war selbst dafür verantwortlich, genährt von Angst, Schuld, Selbsthass, Selbstmitleid, Einsamkeit und der Hoffnungslosigkeit, die diese Gefühle mit sich brachten, während sie von einem Ende der Welt zum anderen rennt, um ihre Gewohnheiten zu überwinden, von East Los Angeles nach Hawaii und Südostasien, durch die Bordelle Bangkoks und die Yogastudios Balis bis hin zu enttäuschenden Therapieversuchen und dem Zwölf-Schritte-Programm zurück nach Hause.

Auf diesen bemerkenswerten Seiten zeichnet Garza ein eindrucksvolles, wohlüberlegtes Porträt der Angst, die ihre Obsessionen antreibt, sowie der Erheiterung und Hoffnung, die sie zu spüren beginnt, wenn sie vermutet, dass sie von ihnen frei sein könnte. Und doch gibt es hier kein falsches oder vorgefertigtes Gefühl der Erlösung. Sogar ihre Beziehung zu dem Mann, den sie letztendlich heiraten wird, scheint glaubwürdig und schmerzhaft holprig, da sie mit mehreren Fehlstarts auf die Beine kommt. Ericas zunehmendes Gefühl der Selbstakzeptanz und des Friedens am Ende der Reise fühlt sich absolut verdient an und frei von Plattitüden der Genesung.

Indem sie die kulturellen Tabus rund um Sex und Pornografie aus einer weiblichen Perspektive beleuchtet, verleiht Garza unserer sich entwickelnden Diskussion über Sucht und die Auswirkungen, die die Internetkultur auf uns alle hat, eine mutige und notwendige Stimme.